Die Kirche
suchen und finden
Antonius von Padua, der Heilige, der in dieser schšnen, gepflegten, von viel Liebe umsorgten Kapelle seit Jahrhunderten verehrt wird, trŠgt seit dem Jahre 1946 den Ehrentitel ãKirchenlehrerÒ und zwar mit Recht, denn er hat in seiner Zeit, im 13. Jahrhundert, durch seine wortgewaltigen Predigten die Menschen nicht blo§ fŸr Christus, sondern auch fŸr die Kirche Christi begeistert, weil er zu gut wusste, dass sich Christus und Kirche nicht voneinander trennen lassen und dass darum nur dort echte Christusliebe herrschen kann, wo auch echte Liebe und Treue zur Kirche Christi herrscht.
Heute aber meinen viele, sie kšnnten ihr glŠubiges Ja zu Gott und zu Christus sagen, auf die Kirche aber verzichten. Viele meinen heute, sie brŠuchten die Kirche nicht und brŠuchten die Priester der Kirche, die Sakramente der Kirche, die Weisungen der Kirche nicht. Man versucht heute vielfach in Wort und Tat Propaganda zu machen fŸr ein kirchenfreies Christentum und meint, auf die Kirche verzichten zu kšnnen: ãIch brauche die Kirche nicht! Wozu denn sich von der Kirche am GŠngelband fŸhren lassen! UnwŸrdige Bevormundung ist das. Wozu denn von der Herrsucht der Kirche und des Klerus sich Vorschriften machen lassen! †berholte mittelalterliche Geisteshaltung ist das! Wozu denn der reichen Kirche Kirchensteuer zahlen! †berflŸssige Auslage ist das!Ò So und Šhnlich hei§en die alten und immer wieder neuen Schlagworte, die man hšren kann.
Der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus aber hat ganz anders von der Kirche gedacht! Er hat nun einmal die Kirche gegrŸndet, damit ihre Gemeinschaft mit all dem Gro§en, das sie zu bieten vermag, bergende Heimat der Seele, Hort der Wahrheit, Quell der Gnade, Gemeinschaft der Glaubenden und Liebenden sei.
Das war ja das gro§e Anliegen des II. Vat. Konzils. Es wollte den Menschen unserer Zeit – so wie es zu seiner Zeit Antonius gemacht hat – die Kirche wieder nahebringen und wieder anziehend machen, es wollte ihnen das Wesen der Kirche, die Bedeutung der Kirche, die Grš§e der Aufgabe und Sendung der Kirche, die Schšnheit der Kirche aufzeigen. Das hat das Konzil in allen seinen 16 kostbaren Dokumenten, die voll Licht und voll Weisheit sind getan, ganz besonders aber in der sogenannten dogmatischen Konstituion Ÿber die Kirche.
Dort wird uns zuerst eindringlich gezeigt, wie nicht irgendein tŸchtiger menschlicher Organisator die Kirche gegrŸndet hat, sondern Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Er ist Architekt und Baumeister der Kirche in einem: Er hat den Plan fŸr sie entworfen, er hat diesen Plan auch ausgefŸhrt. Er legte den Grundstein fŸr die Kirche in Petrus und seinen Nachfolgern und baute auf dem Fundament der Apostel und ihrer Nachfolger, der Bischšfe, die Grundmauern der Kirche auf und er fŸgte dann in seinem am Kreuz vergossenen Erlšserblut die lebendigen Bausteine, die Christen, unauflšslich zusammen zu einem Bau ewiger Dauer, gegen den weder kleine, aber grš§enwahnsinnige Menschen noch die unheimlichen MŠchte der Hšlle letztlich etwas auszurichten vermšgen.
Nach der kurzen Schilderung der GrŸndung der Kirche geht dann dieses kostbare Konzilsdokument dazu Ÿber, das Wesen der Kirche zu beschreiben.
Hier wird uns zuerst eindringlich gesagt, dass die Kirche, in der Gšttliches und Menschliches in eigenartiger Weise verbunden ist, im Tiefsten und Letzten ein unbegreifliches Geheimnis ist, das sich wohl in verschiedenen Bildern beschreiben, aber doch eigentlich nicht erklŠren lŠsst.
Wir werden da an die schšnen Bilder fŸr die Kirche erinnert, die unser Heiland Jesus Christus Òvom Hirten- und Bauernleben, vom Hausbau oder auch von der Familie und der Brautschaft genommenÒ hat, um den Menschen seiner Zeit die Kirche zu schildern: Die Kirche als Herde Christi, Schafstall Christi, Ackerfeld Christi, Weinberg Christi, die Kirche als mŠchtiger Bau, ãals Haus , das voll Glorie schauet weit Ÿber alle LandÒ, die Kirche als Tempel Gottes, die Kirche dann aber auch als Braut Christi, ja sogar als Leib, als geheimnisvoller, mystischer Leib Christi.
In jedem dieser bildhaften Beschreibungen des Wesens der Kirche wird uns Wichtiges und Bedeutungsvolles Ÿber die Kirche, Ÿber ihre innige Verbindung mit Christus gesagt.
Aber noch Tieferes wird Ÿber das Wesen der Kirche ausgesagt, wenn sie das Volk Gottes genannt wird: So wie sich im AB Gott ein Volk erwŠhlt hatte, so wollte Christus im NB alle Menschen zum neutestamentlichen Volk Gottes zusammenfŸhren. An der Spitze dieses neutestamentlichen Volkes Gottes, mit dem Christus beim Letzten Abendmahl den neuen und ewigen Bund der Liebe geschlossen hat, wollte der Erlšser Jesus Christus der ewigen Heimat entgegenpilgern und uns alle zum Vater und zum ewigen GlŸck und Heil fŸhren.
Dieses pilgernde Volk Gottes des NB, dieses wahre Israel (nicht mehr dem Fleische, sondern dem Geiste nach) in gnadenvoller Berufung und AuserwŠhlung hat Christus zusammengefŸhrt und will er bis zum Ende der Zeiten zusammenfŸhren aus allen Všlkern und Nationen und er hat bestimmt, dass nur jene, die durch Taufe und Glauben zu diesem neutestamentlichen Volk Gottes gehšren, das Ziel der menschlichen Erdenpilgerfahrt, das ewige GlŸck und Heil beim Vater im Himmel erreichen.
Christus und die Kirche! Sie gehšren engstens zusammen, weil uns nach dem Willen Gottes die Kirche der Weg zum Ziel, das Mittel zum Heil sein soll. Wir brauchen die Kirche, ob wir es zugeben oder nicht! Gott hat nun einmal fŸr alle Zeiten es so gefŸgt und verfŸgt, dass die Menschen die unverfŠlschte Offenbarungswahrheit nur durch die Kirche kennenlernen und normalerweise Gnade und ewiges Heil nur durch die Kirche erlangen kšnnen. Die Kirche ist die gottbestellte HŸterin und KŸnderin der Wahrheit. Die Kirche ist die gottbestellte Ausspenderin der Gnaden. Das Wort von der alleinseligmachenden Kirche hat schon, wenn es richtig verstanden wird, seine Geltung und seine Berechtigung. Und es stimmt schon, was ein MŠrtyrer der christlichen FrŸhzeit, der gro§e MŠrtyrerbischof Cyprian von Karthago in Nordafrika gesagt hat: ãDer kann Gott nicht zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat!Ò
Nachdem das Konzil im Kapitel 2 der dogm. Konstituion Ÿber die notwendige Zugehšrigkeit zur Kirche, zum neutestamentlichen Volk Gottes, also von der Heilsnotwendigkeit der Kirche gesprochen hat, spricht es noch in Kapitel 3 und 4 vom geordneten Aufbau der Kirche, von der sogenannten hierarchischen Gliederung der Kirche, auf Grund welcher wohl an der Spitze der Kirche der Papst und die Bischšfe und unter ihnen die Priester stehen, aber diese alle haben nur einen Dienstvorrang, weil sie ganz und gar im Dienste der GlŠubigen, der Laien zu stehen haben und nur fŸr sie da sind.
Hier sollten wir uns alle endlich von der falschen Vorstellung losmachen, als ob nur der Papst und die Bischšfe und in etwa auch noch die Priester die Kirche bildeten. Nein, alle, die in der Taufe in Christus und die Kirche eingegliedert worden sind, bilden die Kirche. Wir alle, ob Priester oder Laien, tragen Verantwortung fŸr die Kirche! FŸr alle, ob Papst oder Bischof oder glŠubiger Laie, wo immer er stehen und welchen Beruf immer er ausŸben mag, ist es hšchste Ehre und Auszeichnung, zu Christus und seiner Kirche zu gehšren und Anteil zu haben am Lehramt, Priesteramt und Hirtenamt Christi und der Kirche.
Das schildert das Konzilsdokument in eindringlicher Sprache!
Nicht blo§ die Bischšfe und Priester, nein, auch die Laien tragen Verantwortung fŸr die Kirche und es gibt sogar Bereiche, wo nur die Laien die Kirche sichtbar machen kšnnen und wo es ganz und gar auf Wort und Tat und Beispiel und Leben der glŠubigen Laien ankommt, dass die Kirche in unserer Zeit das ist, was sie nach dem Willen Christi sein soll: Leuchtturm im Dunkel der Zeit, Spenderin der Gnade, KŸnderin der Wahrheit!
Den geweihten Dienern der Kirche, den Bischšfen und Priestern, sagt das Konzil sehr eindringlich, dass sie sich ja nichts auf Rang und WŸrde einbilden sollen, sondern dass sie in aller Demut und Bescheidenheit und Opferbereitschaft dem Volk Gottes in der AusŸbung ihres Amtes dienen sollen. Den glŠubigen Laien aber sagt das Konzil: Vergesst es nicht, ihr seid genauso verantwortlich fŸr die Kirche, fŸr das Wachstum und die Ausbreitung des Reiches Gottes! Schimpft nicht Ÿber die Kirche, ihre Fehler und Makel und SŸnden, sondern bemŸht euch, heilige Glieder der Kirche zu sein, dann wird die ganze Kirche das sein, was sie nach dem Willen Christi sein soll, seine makellose Braut, die heilige Kirche und die Kirche der Heiligen!
Vergesst nicht, ihr seid verantwortlich fŸr das Ansehen der Kirche und fŸr das Ansehen der Kirche in den Augen der Welt! Ihr seid ja besonders dazu berufen, die Kirche an jenen Stellen und in jenen VerhŠltnissen anwesend und wirksam zu machen, wo die Kirche nur durch euch das Salz der Erde und das Licht der Welt sein kann! Und ihr kšnnt Salz der Erde und Licht der Welt sein durch das Apostolat eures gelebten Glaubens, durch die Strahlkraft eures Beispiels, durch das mutige, den Glauben bekennende Wort und vor allem durch die Tat der Liebe, des friedfertigen Zusammenstehens und Zusammenlebens und der Hilfsbereitschaft dem Bruder in Not in der Heimat und in den EntwicklungslŠndern gegenŸber.
Ihr wisst, was Papst Johannes der GŸtige einmal tat, als er von einem Besucher kurz vor dem Konzilsbeginn gefragt wurde, was er denn eigentlich mit dem von ihm einberufenen Konzil wolle. Da ging er zum Fenster und šffnete es weit und sagte: Sehen Sie, das will ich: frische Luft soll in die Kirche wieder hineinkommen, die verbrauchte, abgestandene, stickige Luft soll abziehen, das Antlitz der Kirche soll wieder verjŸngt und anziehend werden.
Bei diesem VerjŸngungsprozess der Kirche kommt es nun auf jeden von uns an. Wir mŸssen uns von dieser Frischluftaktion des Papstes Johannes ergreifen lassen: wir alle sind verpflichtet, die Kirche in ihrer Schšnheit, in ihrer Heiligkeit, in ihrer Liebe, in ihrer Jugendlichkeit wieder sichtbar und wirksam zu machen!
Vergessen wir nicht, wie viele heute die Kirche bewusst oder unbewusst suchen. Dass sie die Kirche wirklich finden, hŠngt weithin von uns allen ab. Wir wollen fŸr sie, diese Kirchenfremden und Abgestandenen und Ausgetretenen, durch unser Glauben und Lieben, durch Wort und Tat, wie ein Antonius wirken, dass sie das verlorene wiederfinden, die verlorene Kirche, die sie suchen...
Wie schšn hat der šsterreichische Dichter Viktor Buchgraber das Suchen und Sehnen der vielen nach der Kirche geschildert in jenem Gedicht, in welchem er die Kirche so anredet:
ãTausende suchen dich.
Tausende rufen nach dir,
hungern und dŸrsten nach deiner Herrlichkeit
und schauen dich nie.
Tausende greifen nach deinem Mantel.
Und der ist befleckt von menschlicher Grš§e,
vom Wahn der Waffen, vom Purpur der Kšnige und von den Malen irdischen Rechts.
Darum schmŠhen sie dich.
Darum fluchen sie dir,
Šchten und hšhnen dich und klagen an.
Wir aber wissen: Auch die dich verachten,
tragen den Traum deiner Schšnheit im Herzen,
ihr Hass ist Liebe,
unwissende Liebe
und ihre Fremdheit ist Sehnsucht nach dir!Ò
Lasset uns beten!
Himmlischer Vater! Du hast durch deinen menschgewordenen Sohn die Kirche gestiftet und alle Menschen zur Zugehšrigkeit zum Volk des Neuen und ewigen Bundes in der Kirche Christi berufen. Wir bitten dich heute:
Dass du die Kirche behŸten, einigen und huldvoll in Frieden leiten wollest...
Dass du der Kirche die Mšglichkeit schenken wollest, ungestšrt fŸr das Heil der Welt zu beten und zu arbeiten...
Dass du die Freude der Kirche mehren wollest, wenn sie um des Kreuzes willen Verfolgung leidet... Dass du den Papst und die Bischšfe in der Leitung der Kirche erleuchten und stŠrken wollest...
Dass du in uns allen die Liebe und Treue zur Kirche und die Verantwortung fŸr sie wecken und mehren wollest...
Dass du allen Gliedern der Kirche eintrŠchtige Liebe und Verbundenheit in Christus schenken wollest...
Dass du die leidenden und verfolgten Glieder der Kirche mit deinem Trost und deiner Gnade aufrichten wollest...
Herr, unser Gott, beschŸtze dein Volk und fŸhre es auf seiner Pilgerschaft dem Ziel der ewigen Heimat im neuen Jerusalem des Himmels entgegen. Lass uns allen, die wir zur Kirche gehšren, in Wort und Tat Zeugnis ablegen fŸr die Herrlichkeit deines Namens und erweise an uns immer deine Barmherzigkeit. Durch Christus unsern Herrn!